Reisebericht aus dem Sanella-Album Afrika |
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IM RASENDEN SANDSTURM Schon am Vormittag brannten die Sonnenstrahlen besonders sengend auf unsere Kolonne, und müde stapften wir durch Sand und Stein. Gegen Mittag wurde es fast unerträglich. Die Luft bewegte sich flimmernd über dem heißen Sand, der einmal schneeweiß, dann wieder rotleuchtend unsere Füße festzusaugen schien. Unsagbar anstrengend war es, und ständig nahm die Hitze zu, als wenn sie sich ins Unendliche steigern wollte. Immer schwüler, immer drückender wurde es. Unsere Kleidung knisterte - die Luft war bis zum Zerreißen von Elektrizität erfüllt. Wir waren alle äußerst gereizt, und unsere schwarzen Träger rollten ängstlich mit den Augen und benahmen sich auffallend unruhig. Es lag etwas in der Luft. Doch Böhlau drängte immer weiter, er suchte einen günstigen Rastplatz. Da erhob sich ein glutheißer Südwind. Erst leicht, dann an Heftigkeit ständig zunehmend. Jagende feine Sandschleier huschten über den Boden und drangen in unsere Kleider. Noch ehe wir unsere Sachen und Geräte richtig ablegen konnten, wurde es dunkel, und wir befanden uns mitten in einem quirlenden, heulenden Sandgebirge. Vergeblich versuchten wir unsere Zeltbahnen über die Packen zu decken, aber der Sandsturm riß und zerrte so sehr, daß wir uns nur mühsam nach Luft ringend fest an den Boden pressen konnten. So schnell wie der Sturm gekommen war, so brach er ab. Fast schmerzhaft drückte die plötzliche Stille. Ich wollte mich gerade erheben, da rief mir auch schon Dr. Freytag, der dicht neben mir lag zu: "Liegenbleiben! Gut zudecken! - Es geht gleich . . ." Der Rest des Satzes wurde ihm von dem wieder einsetzenden Sturm von den Lippen gerissen. Eben war es nur ein Vorspiel, jetzt war die Hölle los. |
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Jaulend umheulte uns der Sturm. Durch die feinsten Ritzen wurde der Sand gepeitscht, und wie mit tausend Nadeln stach er auf der Haut. Meine Zunge war trocken und geschwollen, die Lippen geplatzt und rasselnd ging der Atem. Ich hatte rasende Kopfschmerzen und - Angst, ja, wirkliche Angst. Keinen richtigen Gedanken konnte ich mehr fassen, und blitzschnell wechselten die Bilder vor meinen Augen. Ich kann heute nicht mehr sagen, wie lange der Sandsturm damals gedauert hat. Mir schienen es jedenfalls Ewigkeiten zu sein. Doch trotz der Überraschung ging alles am Ende noch gut aus. Nachdem der Sturm abgeflaut, und die Sonne wieder zu sehen war, schüttelten wir den pulverfeinen Sand aus den Decken und Kleidern und rieben ihn uns aus Augen und Ohren. Lange dauerte es, bis wir alles wieder vom Sande befreit und in Ordnung gebracht hatten. Gerade nach den letzten bedrückenden und zermürbenden Belastungen fühlten wir uns wieder vollkommen frei. So schnell waren wir nicht klein zu kriegen. Von Stunde zu Stunde besserte sich unsere Laune, und mit dem frohen Lied "Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern" zogen wir neuen Erlebnissen entgegen. |
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